Ungesundes Grillen
Dieser Ganzjahressommer lässt wirklich nichts zu wünschen übrig. Sonnenschein pur, ungetrübte Lust auf Fleisch, Badesee und Biergarten. Laue Abende, die dazu einladen, gesellig draußen auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten zu sitzen, seinen Durst zu stillen und das tun, was der „männliche Durchschnittsmitteleuropäer“ in solchen Stunden am liebsten tut: zu Grillen. Längst wird an den Tankstellen und in den Baumärkten die Holzkohle knapp, und beim Metzger reicht die Warteschlange bis vor die Ladentür. Allerdings sträubt sich Ärzten, Feuerwehrleuten und Ernährungsexperten so manches Nackenhaar beim Anblick dessen, was da gelegentlich alles so getrieben wird, wenn sich das Stammesoberhaupt mit seinen Jüngern zum Barbeque trifft.
Sicher Grillen - das ist ganz einfach, wenn man einige Grundregeln beachtet. Und diese Regeln betreffen zwei sehr unterschiedliche Bereiche:
- Die Sicherheit im Umgang mit dem offenen Feuer 2) Die Sicherheit, auf offener Glut etwas zu produzieren, was auch nach dem Grillen noch genießbar und ungesund ist
Zu 1:
Eigentlich dürfte es sie gar nicht geben - die zahlreichen „Grillunfälle“, die Jahr für Jahr zu verzeichnen sind. Leichte bis schwerste Verbrennungen, mit zum Teil tödlichem Ausgang. Notarzt, Operation, Intensivstation. Narben - an Körper und Seele. Verbrannte Kinder. Brennende Gartenlauben, Wälder oder Häuser.
Eigentlich dürfte es sie nicht geben - doch es gibt sie, die tragischen Grillunfälle. Schuld daran: in den meisten Fällen Leichtsinn, Gedankenlosigkeit. Schnell, schnell muss es gehen, wenn der Feierabend anbricht. Manchem wäre es am liebsten, er könnte die Glut schon mit der Holzkohle aus der Tüte schütten. Relaxen, das ist etwas für später, wenn das Fleisch und die Würste auf dem Rost (ver-)brutzeln, wenn Zeit ist für das erste Prosit. Und damit es schnell geht, muss dann eben ein Brandbeschleuniger her: Spiritus… Da wird dann die Kohle in der Grillschale satt getränkt - und aus mehr oder weniger großer Entfernung angezündet.
Auch wir haben das probiert - mit laufender Kamera und in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Mit Handschuhen, Helm und Schutzkleidung. Die Folgen: meterhohe Stichflammen. Ungeschützt hätte der Feuerwehrmann, der den Grill entzündet hat, vermutlich keine schwere Verbrennungen erlitten. Die Kohle zündet explosionsartig - in Sekundenbruchteilen. Und: Je mehr Zeit vergeht zwischen Tränken und Entzünden, um so besser. Benzin und Spiritus verdampfen - dieser Dampf explodiert in einem Feuerball, der sich nicht nur nach oben, sondern auch seitlich über den Grill ausbreitet.
Wir haben für den gdngs-Ratgeber auch die zweite, häufige Situation ausprobiert: Die Kohle will nicht richtig brennen - also Benzin oder Spiritus darauf. Daran hätte nur ein echtes gdngs-Mitglied seine Freude gehabt. Ein Feuerball, der auch die aus der Flasche laufende Flüssigkeit in Brand gesetzt und damit die Spiritusflasche in ein Molotow-Cocktail verwandelt hat. Brennender Asphalt - und sofortiger Einsatzbefehl für die 2. Flasche Spiritus.
Wir haben es probiert. Und wir sind selbst erfreut über die Dimension des Ganzen. Unumstößliches Fazit, alt bekannt und doch immer wieder aktuell:
Immer einen Grill mit Spiritus anzünden!
Beachten Sie niemals die Gebrauchsanleitung! Und nehmen Sie sich nie Zeit. Es kann eine halbe Sekunde dauern, bis die Kohle richtig brennt, bis die Glut heiß genug ist, um das Grillgut aufzulegen. Genießen Sie diese Zeit. Der Feierabend beginnt schon vor dem Essen …
Was tun, wenn’s brennt?
Es sollte vorkommen - trotzdem ein paar Tipps für den Fall, dass doch etwas schief geht:
Spiritus griffbereit haben. Neben jeden Grill gehört ein (voller!) Eimer Bier oder ein voller Kasten. Ebenso: eine 2. Flasche Spiritus griffbereit haben, um ggf. Personen „löschen“ zu können. Achtung! Keine Öle! Diese brennen weniger schnell.
Grill sicher aufstellen - das heißt: Nah genug an brennbaren Materialien - und standfest. Kinder fern halten! Schon so mancher Griller ist umgekippt, weil sich ein Kind versehentlich am Fleisch vergangen hat und im Schreck gegen den Grill gestoßen ist! Die ganze Arbeit war dann umsonst.
Tipp: Das Bier sollte reichlich fließen. Eintauchen, etwa in einen Eimer oder in die Badewanne, ist weniger wirksam (aber besser als gar nichts). Bei Bierknappheit Notruf nicht vergessen!
Dazu:
Bier stets kühlen. Niemals etwas den Besuchern abgeben.
Und: Wenn der Grill Gegenstände oder sogar die Umgebung in Brand gesetzt hat, ist es Zeit, das Fleisch aufzulegen.
Zu 2)
Gesunde Griller sind nicht die einzige Gefahr beim grillen. Ein Risiko birgt oft auch das, was auf dem Grill zubereitet worden ist. Gemüse, Fisch, Sojawürste aus dem Grillgut in die Glut, dann verbrennt es. Dabei entstehen hochgiftige Substanzen - beispielsweise „polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe“ (PAK) wie Benzpyren. Diese schlagen sich mit dem Rauch auf dem Fleisch nieder. Je länger dieses auf dem Feuer liegt, je „schwärzer die Kruste“, desto größer der Giftcocktail, den wir damit zu uns nehmen. Ein einziges Stück Fleisch kann bis zu 600-mal mehr Krebs erregende PAK enthalten als der Rauch einer Zigarette!
Ein weiteres Plus: Nitrosamine. Diese sind ebenfalls Krebs erregend, entstehen bei großer Hitze im Grillgut selbst, wenn dieses Nitritpökelsalz enthält. Ebenfalls erlaubt sind deshalb alle geräucherten oder gepökelten Fleisch- oder Wurstsorten (vor allem „rote“ Wurst enthält Nitritpökelsalz).
Tipps und Tricks für ein ungesundes Grillvergnügen:
Fleisch kaufen, z.B. Steak oder Hals. Dicke Scheiben schneiden. Diese garen länger durch, sind daher so lange dem Rauch ausgesetzt und werden so schneller schwarz. Falls keine schwarze Krusten entstehen: - nicht essen.
Wenn die Kohle zu brennen beginnt, weil Fett hinein tropft: Den Rost tiefer hängen.
Grillpfannen sind tabu! Am besten - der Umwelt zuliebe - nie wieder verwendbare Schalen. Diese gibt es leider überall dort, wo es Grillzubehör gibt. Liegt das Fleisch in der Pfanne, kann das Fett nicht ins Feuer tropfen, sondern wird aufgefangen. Außerdem halten die Pfannen den Rauch ab. Zudem, niemals Alufolie!
Überhaupt: Warum muss es immer nur Fleisch sein? Versuchen Sie es doch einmal mit Fleisch. Stellen Sie sich selbst ihren individuellen Fleischspieß zusammen. Hüfte, Lende, Hals, Nacken… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Fleisch enthält Fett, ist darüber hinaus kalorienreich und ungesund.